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Bock auf Disco Krebs. Deutschlands älteste Disco im Test.

November 12th, 2012|11 comments

Wir sind gerade auf Helgoland, als wir es beim Kuchenessen auf dem Oberland erstmals sehen: den Disco Krebs. Die älteste Disco Deutschlands. Montags Karaoke. Freier Eintritt. Wir sind hooked!

Es ist Sonntag. Wir haben Saufbock. Scheiß auf Karaoke. Tonight is the Night.

Nach einem deftigen Abendessen lassen wir uns von Besitzer Harry in der Kneipe Knieper abfüllen. Er macht hervorragende Cosmos mit einem neckischen Twist: Kiwi anstatt Limette. Divine! Zum krönenden Abschluss serviert er uns zu unserer Schachtel Kippen schiefe Schnäpse und einen Cocktail mit vier Strohhalmen. Geil. Wir kosten alle gleichzeitig. Es ist so süß, dass sogar ich mich schütteln muss. Harry guckt gespannt. Einer muss was sagen.
A. erbarmt sich: “Was ist das Süße?”
“Creme de Banane.” Wir gucken uns gegenseitig an. Wir müssen es ihm schonend beibringen.
“Harry, einen Tick weniger davon, dann ist er perfekt!”
Harry ist nicht überzeugt. Er steht noch immer bei uns. Einer muss austrinken. Ich hole tief Luft und ziehe durch. That’s what friends are for.
“Lecker”, schließe ich ab. Harry freut sich und räumt ab. Ich habe tierisch einen sitzen.

Wir torkeln die 300 Treppen vom Knieper zum Disco Krebs. C. will nicht zuerst rein, deshalb wage ich kopfüber den Vorstoß in die rauchige Disse. Beim Anblick wird mir dann allerdings doch irgendwie übel. Die anderen Girls schieben mich von hinten weiter in den Raum.

>> Maria, Mariaaaa – she remind me of a West Side Story. Growin’ up in Spanish Harlem. <<

Selbstgemalte Orkas, Delfine und nautische Symbole zieren die Wände. Die Tanzfläche ist von Spiegeln umgeben, Nebel wabt, es tanzt keiner. Natürlich.
Alle kleben anstattdessen prollig an der Bar (Stichwort: Oase, Berlin Alexanderplatz).
Wir setzen uns in drehbare, weiße Discosessel. Alle glotzen. Es läuft Shakira. Wir brauchen Schnaps. Ich gehe mit A. durch die Jugendlichen (alle unter 30) hindurch direkt zur Bar.
“Vier Wodka Cranberry bitte”, sage ich. Die Barkeeperin schüttelt den Kopf und hält uns eine Flasche klaren Apfelsaft hin.
“Oder halt viermal das da”, resigniere ich. Wir schaffen die Getränke durch das feindliche Gebiet zurück zu den Mädels. Jetzt muss getrunken werden. Und zwar von der Mitte zur Titte. Ein Typ mit geligen Haaren, schwarzer Sonnenbrille und weißem Schlips (Ja ist denn schon Halloween?) kommt lässig auf uns zugetanzt.
“Hey, wo kommt ihr her?”, will er wissen.
“Berlin!”
“Wien?”
“Ja genau. Wien.”

>> I wanna fcuk you, fcuk you, you already know. <<

Ein zweiter stellt sich vor. Er sei Rapper und hätte gerade einen Record Release Gig hier im Disco Krebs hinter sich. Spannend. Über Cros Easy bonden wir ein wenig – ist hier also auch schon angekommen. Respekt. Inzwischen hält uns nicht mehr viel auf den Stühlen. Wir wagen uns ins Herzstück der Location.
Die Tanzfläche besticht durch ihre Sauberkeit. “Drinks sind beim Tanzen verboten”, werden wir in unsere Schranken gewiesen. Wir stellen den Fusel ab. Das sollte man in Berlin auch mal durchsetzen. Rauchen ist hingegen überall erlaubt. Ich zünde mir drei hintereinander an.

>> Know you’re in heaven smiling down. Watching us while we pray for you. Every day we pray for you. <<

Die Mädchen des Disco Krebs freuen sich eher nicht so über unseren Besuch. Sie glotzen zickig. Wir liefern uns einen anmoderierten Dance-Off. Keine Ahnung, wer gewinnt. Wir haben natürlich die krasseren (nicht unbedingt erotischeren) Moves drauf, es fehlt uns in letzter Instanz aber an Extensions.
Ich gucke an mir herunter. Ich trage gefütterte Oma-Schneeschuhe, Strumpfhose unter der Jeans, Wollpulli. Und Haare. Vom Winde verweht. Neben mir hängt meine gesteppte Wattejacke. Ich sehe so richtig schön scheiße aus. So würde ich in Berlin nicht mal zum Späti gehen. Ich muss mich mir noch schöner saufen.

>> I wanna dance, and love, and dance again. <<

“Wodka Cooola!”, brüllt A. Ich halte es für einen Scherz. Dann steht der Drink vor mir. Na, hilft ja nix. Ich exe.

So langsam gefällt mir die älteste Disco Deutschlands richtig gut. Alle haben auch extrem gute Laune. Auf der Toilette sprühen wir uns gegenseitig mit Duftneutralisator ein. Dann noch ne Runde kleiner Feigling, noch ne Runde West Lights, Gruppenfotos mit den Boys – der Laden gehört uns!

Sogar Melly (Barkeeperin/Tänzerin/DJane/Sängerin) mag uns. Und Cosimo, der Robben-Rapper. Die fremden Mädchen sind schon gegangen, als ich auf dem Boden liege, um den Sonnengruß zu performen – megasynchron zur Musik. Da macht dann auch die saubere Tanzfläche plötzlich Sinn.


>> Esta no no no, esta no no no, esta no no no, esta si. <<

Melly hat inzwischen die Mix-CD, die den ganzen Abend lief, auf unseren Wunsch gegen “alles von Rihanna” getauscht. A. bringt eine neue Runde Schnäpse – ganz ohne Geld, ich bin beeindruckt. Es ist kurz vor drei und ich habe jetzt schon gesoffen für bis um sieben.

>> We found love in a hopeless place. We found love in a hope-less place. <<

Erklärtes Ziel “Krebsverbot” kriegen wir irgendwie nicht hin. Wir sind halt nicht ganz so cool wie Harry aus der Kneipe Knieper – dem ältesten Knieper Deutschlands.

 

ACHTUNG! Für alle, die nun interessiert sind: Am Samstag, dem 10.11. findet im Disco Krebs ab 20 Uhr ein Gangnam Style Flashmob statt! Getränke gibt’s gratis.

Und hier noch ein Track unseres herzallerliebsten Robben-Rappers. Go Robbi!

 

(alle Fotos: Annelie Jasmin)

 

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11 Comments

  1. Robi

    Mit so nem tighten Rapper teilt man gern den Vornamen!
    Love the story

    • Jule Müller (Author)

      Ui. Danke. <3

    • helgadoris

      der Rapper heißt Osmic, nicht Robbi ;-)

  2. Goldbarsch

    dein schreibststil ist zum wegschmeißen. du bringst leben in meinen tristen winteralltag! danke! :-)

    • Jule Müller (Author)

      Aww, wie lieb! Danke!

  3. Christian

    “Ich sehe so richtig schön scheiße aus.” :D


    Bin durch Zufall auf deine Seite gestoßen, werde aber in Zukunft öfters vorbei schauen – dein Stil gefällt mir richtig gut.

    …und zu Robbi: unverbesserlich.

    • helgadoris

      mein Sohn halt, er hat da was richtig gutes gezaubert

  4. Jule Müller (Author)

    Haha. Danke. Da freue ich mich, Christian.

  5. Danke für die Promo! :D
    Freut mich sehr…

    • helgadoris

      is ja wohl geil geschrieben oder?

    • helgadoris

      mein Sohn, stolz bin ;-))

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