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Whatsapp-Sex. Steckste nich drin.

Juli 12th, 2013|1 comment

Ich benutze Whatsapp jeden Tag. Ich habe viele schöne Gruppen dort. Es geht um Treffen in Bars, neue Gerüchte und den Austausch schmackhafter Rezepte. Sehr praktisch.

Neulich stehe ich im Bad, sehe aus wie Sau und hänge gerade Wäsche auf, als meine Online-Affäre anfängt, anzügliche Sachen zu schreiben. Ich finde es witzig und steige drauf ein. “Oh ja, Baby. Ich bin heiß”, schicke ich zurück, während ich Baumwollschlüpper aufhänge und kichere.

Ich kriege ein Foto. Cool! Ich lade es runter.
Es ist ein Penis. Es ist sein Penis! Ups, ach, anscheinend meint er es ernst mit diesem sexy Chat?

Ehrlich gesagt bin ich kein sexueller Mensch. Es gibt sogar Leute, die beschreiben mich als “so erotisch wie eine Tennissocke”
Es ist mein erstes Penisfoto. Dreißig Jahre lang habe ich mich gegen digitale und analoge Erotikfotos gewehrt. Und jetzt starrt es mich unverhofft von meinem Handy an. Hallo Penis. Und siehe da, sooo schlimm ist es gar nicht. Im Gegenteil.
Interessant.

Irgendwas sollte ich nun wohl zum Gemächt sagen. Ich schreibe was ansatzweise Gewagtes zurück. Ich muss noch über die Peinlichkeit des geschriebenen Wortes hinweg kommen. Worte mag ich ja eigentlich. “Leck meine Nippel, Tiger!”, schreibe ich im echten Leben aber selten. Und wenn, dann ganz bestimmt nur in nicht-sexuellen, ironischen Zusammenhängen.

“Ich will auch ein Bild von dir”, erwidert er. “Untenrum.”
Von mir? Nee. Also nee. Da kann ich es ja gleich bei Instagram hochladen.
“Biiiiitte!”, bettelt er.
Na gut. Man könnte ja testweise mal …
Ich mache ein Foto. Sekunden später starre ich auf das Ergebnis. Das gehört doch bitte nicht tatsächlich zu meinem Körper?? Die erotische Stimmung ist sofort komplett ruiniert. Niemals im Leben schicke ich das wem!
Glücklicherweise gehen alle Bilder dieses Chats durch die Quality Assurance-Abteilung – also mich.
Delete!

Das kann man bei normalem Sex zum Beispiel auch nicht. “Tschuldigung, ich müsste kurz meine Oberschenkel besser ausleuchten und meinen Unterleib zensieren.”

Wir schicken also Fotos hin und her. Hier mal ein Nippel, dort mal ein gekringeltes Schamhaar. Mein Kopfkino spielt komplett verrückt. Ich finde es super. Whatsapp-Sex! Das neue Ding!
Vielleicht macht diese Art von Sex Sinn für mich? Eigentlich könnte es genau meine Art von Sex sein: ohne Anfassen, ohne Beine rasieren, ohne Verhütung, ohne Syphilis, ohne Walk of Shame.
Ich bin on.

Und dann, plötzlich – zwischen all den versauten Worten und Bildern – ein Gedanke.

AUSZEIT!

Hatte ich gestern im Büro nicht zuerst mein Handy mit meiner Dropbox verknüpft und dann auch gleich noch alle Smartphones und Tablets der Firma? Für mehr Speicherplatz? Und schickt mein Handy nicht alle Fotos automatisch in die Dropbox?
Werden folglich meine Vagina Dialoge gerade in Echtzeit auf das iPad mini meines Chefs gebeamt?
Sollte dieses virtuelle Unterfangen in einem ganz anderen Höhepunkt gipfeln als geplant? Sollte alles anders (Achtung!) kommen?

Zu diesem Zeitpunkt ist mir längst klar: Eine gemeinsame Nacht im Chatverlauf nachlesen zu können hat nicht nur Vorteile. Tippen über Titten, schreiben übers Reiben, sinnieren übers Penetrieren? Generell super, aber „safety first“ – das gilt auch im virtuellen Raum.

Die gemeinsame Nacht beende ich nicht mit einem innigen Kuss, sondern mit den Worten: “Wenn das hier jemals jemand sieht, ich schwöre, dann hacke ich dir beide Beine ab!”

Am nächsten Morgen bin ich etwas früher im Büro und checke noch mal die Handys und Tablets. Nix. Na immerhin.

Ab und zu gehe ich auch noch auf www.dieschlampevonwhatsappnackt.com und suche nach Bildern von mir. Wahrscheinlich gibt es dann doch schönere Möglichkeiten zu lieben.
Sollte ich mal ausprobieren.

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Dieser Text erschien auch im Intro-Magazin. Alle meine Intro-Texte gibt es hier. Zu Facebook geht es hier entlang.

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One Comment

  1. Pimmel

    Du sollst keinen Pimmel neben mir haben!

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