Berlin Schönefeld, 10:25h
Es geht nach Norwegen. Juchu! Beim Einstieg in das Flugzeug peitscht die eine Hälfte meiner Frisur gen Himmel, die andere in mein Gesicht. “Früher war mehr Glamour”, merkt mein Reisepartner in Crime Wolfi völlig richtig an.
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Über Deutschland, 12:32h
WiFi im Flugzeug? Irre!
Wozu reden, wenn man Handies und iPads hat? Wolfi und ich sind 90 Minuten am chatten, checken, mailen, posten, tweeten, appsen, mapsen. So als wäre das Internet ein kostbares Geschenk.
Und wenn wir jetzt abstürzen, können wir wenigstens noch schnell ein Video an die Liebsten whatsappen. Praktisch!
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Oslo, 15:06h
Wir hocken am Flughafen. Zwischenstopp. Draußen regnet es. Wolfi sitzt neben mir und hackt wild auf sein iPad ein, ab und zu telefoniert er. Es geht um Scholle, Dessert und Cocktails für 124 Mann.
Ich kriege Hunger. Da es auf dem ganzen Flughafen kein vegetarisches Sandwich gibt, vergnüge ich mich an der Salatbar. Zwischen Thunfischbergen und mayonnaisierten Scampis finde ich ab und zu ein verzehrbares Salatblatt oder eine Olive.
An der Kasse zahle ich 30€ für den Billo-Salat und ein kleines Bier. Noch kann ich darüber lachen. Mal gucken, wie viel Spaß ich mit den Rechnungen am Ende dieser Reise haben werde.
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Bodø, 23:49h
In unserem Hotel aus Pappmaché angekommen, finden wir heraus, dass das vermeintliche “Bodö” eher “Boda” ausgesprochen wird. Ich ziehe meine Version des Ortsnamen trotzdem weiter stur durch. Ich habe besseres zu tun, als mich mit Sprachwissenschaften zu beschäftigen: Es ist kurz vor Mitternacht und ich sonne mich. Dazu trinke ich Rum.
Die Sonne berührt nicht mal annähernd den Horizont. Sie kreist einfach konstant parallel dazu. Alle zehn Minuten stellt jemand erneut völlig erstaunt fest: “Krass! Noch voll hell!”
Auf eines im Leben ist eigentlich immer Verlass: Die Sonne geht jeden Morgen auf und jeden Abend wieder unter.
Norwegen schert sich aber einen Dreck um Konventionen. Die drehen die Lampen den ganzen Sommer lang für die Touristen voll auf. (Die für diesen Special Effect nötige Energie wird dann im Winter wieder eingespart.)
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Zwischen Bodø und Moskenes, 20:25h
Vorhin haben wir den schönen Ralli vom Flughafen abgeholt. Unser Trio ist komplett, wir sind happy!
Jetzt sitzen wir in den kugeligen 50er-Jahre-Sesseln der VIP-Lounge auf der Fähre Landegode Richtung Lofoten. Vier Stunden Fahrt trennen das Festland von der Inselgruppe. Unser kleines Auto haben wir auf einem der unteren Decks stehen lassen.
An Deck ist es so windig, dass es kaum jemand länger als fünf Minuten dort aushält. Meine Frisur habe ich eh schon auf dem Festland gelassen. Meinen Look auch. Hier hat man andere Probleme, zum Beispiel Überleben: Meine Nase läuft, meine Augen tränen, von den Fingerspitzen hängen kleine Eiszapfen. Welch wunderbare Idee es doch war, den Sommerurlaub nördlich des Polarkreises zu verbringen. Strand kann ja jeder…
Wie haben es damals nur die Wikinger gemacht, ohne Hightech-Fähren, ohne WiFi, ohne Schokokekse, ohne Goretex?
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Zwischen Bodø und Moskenes, 23:33h
Am Horizont tauchen die Lofoten auf. Die felsigen Inseln ragen wie eine große Wand aus dem diesigen Meer. Zackige Gipfel, von Schneeresten befleckt, zeichnen sich gegen den blassblauen Himmel ab. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man irgendwo auf diesem Steinhaufen Straßen bauen kann, geschweige denn leben.
Da man auch beim besten Willen keinen Hafen erkennen kann, positioniere ich mich vorsichtshalber nahe der Rettungsboote. Unter Umständen rammen wir gleich frontal die Klippen.
Norwegen ist groß. Wir werden ein Abenteuer erleben. Ich spüre das. Wir haben Lutschtabak, Rupaul’s Drag Race Allstars, drei Flaschen Schnaps, einen Kompass und Bock.
Ralli neben mir sagt erstaunt: “Krass! Noch voll hell!” Dann legen wir an einem nebeligen der Felsen an und gehen von Bord.
Welche lebensgefährlichen Abenteuer wir noch bei unserem Insel-Hopping im Nordmeer erlebt haben, erfahrt ihr nächste Woche in der Intro.
In der Zwischenzeit kommt mich doch auf Facebook besuchen. Oder lest was zum Thema Urlaub mit 16.
“Bodø” klingt nicht wie “Boda”, sondern eher wie “Buudö”. Und es heißt nicht “auf den Lofooten”, sondern “in Luufuten”.
Ich seh schon – ich brauch noch nen Sprachkurs. Nächstes Mal mache ich das besser. Versprochen!