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Gedankenomelette aus dem Urlaub

September 6th, 2010|0 Comments

22.08.2010 (rollmole-broetchen)

angekommen in einem ort, der norddeich mole heisst. auf dem weg hab ich schon zwei windmuehlen gesehen. und ich meine nicht diesen neumodischen schnickschnack – hochgewachsen mit stahlpropeller. ich meine den real deal. wie aus dem fernsehen bei forsthaus falkenau. richtige windmuehlen aus holz. ich glaube sogar etwas mehl in der luft zu riechen.

ich stieg nicht als einzige aus dem regio aus – es gab auch noch ein etwa 60jaehriges paerchen mit partnerlookjacken. ich habe im gefuehl, dass das spaeter auf der insel eh ein grosses thema sein wird. insgeheim hoffe ich, dass das ehepaar k.-p. auch zwei passende kleidungsstuecke aus mikrofaserflies dabei hat. ach eigentlich mache ich mir da gar keine sorgen… gerade wieder ein paar schoene exemplare vor mir. in rot mit obligatorischem zipper .

in norddeich-mole kann man nicht so viel machen. der touristmus hat dem ort einen eingleisigen bahnhof geschenkt. hier gehen zuege fast 2 mal am tag! also noch oefter als die faehren! man hat die wahl von hier den ausgang “norderney” oder den ausgang ”juist” zu nehmen. auf der juister ausgangsseite gibt es einen stand mit fischbroetchen. das wars. die faehre braucht 90 minuten nach juist. juist liegt eigentlich in holland, wenn man mich fragt. juist ist sehr lang (17km) und duenn (0,5km). so wie ich quasi. neben juist gibt es noch andere inseln. zum beispiel baltrum und borkum. von beidem noch nie gehoert. is klar. ich frage mich eh, warum das hier eigentlich ostfriesland heisst. wenn ich auch nur noch einen schritt nach westen tue, bin ich in den usa.

die luft riecht komisch. irgendwie frisch und rein. wenn ich nochmal einatme, werde ich wahrscheinlich von allen meinen allergien befreit und 10 jahre aelter als geplant. note to self: mundschutz organisieren. zu viel reiner sauerstoff in der luft. ich hab gehoert, dass man sich damit auch vergiften kann.

24.08.2010 (haargebuttentee)

sich hier die haare zu frisieren macht absolute keinen sinn – man sollte sich aber eh nicht gegen den sturmlook wehren. auch nicht gegen die generelle naesse. duschen war gestern. im regen baden ist heute.

das verhaeltnis von souvenir- zu lebensmittel-laeden geht auf juist nicht ganz auf. der einzige supermarkt (preiskauf) macht seinem namen alle ehre. aepfel gibts dort schon ab 3 euro pro hundert gramm. deswegen haben wir jetzt beschlossen von der natur zu leben. einen strauch am wegesrand wollte ich als kamillentee nutzen, er stellte sich dann aber doch als billige nachahmung des originals heraus (eventuell auch als etwas komplett anderes). also griffen wir auf einen anderen alten bekannten zu – hagebutten. hagebutten wachsen auf juist ueberall. ich schnappte mir die maedchen und wir trauten uns bei einem enormen regenguss an den busch im vorgarten. die schuessel war schnell vollgesammelt. dann ging es ans waschen, zerschneiden, entkernen und trocknen. waehrend ich mit den ohrenkaefern (die anscheinend in hagebutten hausen) kaempfte, backte smini ein dinkel-brot. ich wiederhole: waehrend ich hagebutten zu tee verarbeitete, backte smini ein brot. ich fuehlte mich so nah an unseren erdenwurzeln wie nur selten. ich hatte kurzzeitig sogar das gefuehl, dass mir vermehrt achselhaare wachsen.

ein ganz grosses thema auf juist ist das schwimmen im meer. bei 14 grad wassertemperatur,tsunamiartigen wellen, regen und windstaerke 12. mit neoprenanzug. ich halte das fuer komplett unnoetig und wehre mich gegen den trend. ich liege lieber auf dem ledersofa aus den 80ern mit einer kuscheligen decke, hoere alex juist-musik-mix und gucke auf die terrasse, wo die baeume drohen abzuheben. gestern gab es sogar eine springflut. ist wohl was tolles. hat was mit dem meer zu tun. smini ist ja rettungsschwimmerin. ich suche immernoch den roten badeanzug.

25.08.2010 (vanilliquark)

heute war ich morgens nochmal mit dem kleinen hund findus spazieren. wir trafen zwei pferde. vanilli und milli. hier auf juist gib es keine autos. selbst muellabfuhr und busse werden von pferden gezogen. deswegen liegt hier auch ueberall kacke rum. ich mag eigentlich keine pferde, aber milli zog mich sofort in seinen bann. ich streichelte ihm wild auf der nase rum. der hund bellte. vanilli guckte unbeteiligt zu.

spaeter legte hund findus einen grossen (also fuer seine verhaeltnisse) haufen direkt auf die strandpromenade. ich ueberlegte kurz eine tuete zu organiseren, stand dann aber einfach so lange rum, bis keine anderen urlauber in sicht waren, und suchte das weite. ich wurde oft auf den hund angesprochen. alle moeglichen fragen wurden mir gestellt. ich dachte mir die ecklebensdaten einfach aus. so wie frueher als ich reiseleiterin war.

spaeter gehen wir auf die piste. es gibt hier eine diskothek, die nennt sich “zappel”. verheissungsvoll. ich werde berichten.

27.08.2010 (wurstzappel)

das zappel liegt nun schon hinter uns. ganz, ganz grosser schuppen. ich kam aus dem staunen nicht mehr raus. selbst durch den schleier des grasopfels nahm ich gestalten wahr, die man sonst nur aus dem fernsehen kennt. wie zum beispiel 40jaehrige paerchen, die sich nicht schaemten zu den black eyed peas standard zu tanzen. bei der polonese wollte niemand ausser uns mitmachen, aber das war okay, denn wir waren gluecklich bis zum anschlag. auch die runden stahlkaefige vor der spiegelwand blieben alleinig fuer uns reserviert. wir packten die heissesten moves aus, die resident dj mac buehnert jemals gesehen hatte. mein lieblingsmoment war eigentlich, als zwischen britney spears und taio cruz ein beherztes “seid ihr gut drauf?” durch die boxen droehnte. entertainment pur. wir dankten es dem kurort mit einer weiteren runde rumcola vor der trockeneismaschine. im nachhinein betrachtet war es wahrscheinlich eine gute idee von alex, die letzte schnapsflasche auf dem boden zu zerscheppern. aber wer haette gedacht, dass diese kleine insel am mittwoch abend so ein grosses programm auffaehrt? ich bin mehr als zufrieden mit dem outcome. am tag danach ging es uns allen nicht so gut. anni und ich trotzten der uebelkeit und begaben uns in einen wellnesstempel. also wellness unten und kinderspassbad oben. als uns kraeutersauna und meerestauchbecken zu langweilig wurden, gingen wir incognito ins spassbad. und ich sags mal so- wir hatten spass. rutsche, megastrudel, kleinkindbecken – da ging so einiges.

was mich hingegen einmal wieder bitter enttaeuscht hat, ist die natur. die doofe natur. heute morgen probierten anni und ich die neulich gepflueckten und inzwischen getrockneten hagebutten. in form von tee wollten wir sie zu uns nehmen. schon die farbe liess zu wuenschen uebrig. sag ich noch “anni, graeme dich nicht, das ist nur so, weil die ganzen schaedlichen farbstoffe fehlen. die farbe sagt rein gar nichts ueber den geschmack aus.” insgeheim hoffte ich, dass das blass-elfenbeinfarbene gesoeff tatsaechlich nicht nur nach wasser schmecken wuerde. nach einer halben stunde ziehen wagten wir uns ran. und siehe da – wenn man es mit triple-raffiniertem zucker mischte, schmeckte es tatsaechlich nach zucker. toll, dieses zauberwasser. nur wo jetzt genau der hagebutten-thrill blieb, muss noch erforscht werden. wir lassen das hagebuttenwasser besser mal stehen. vielleicht findet sich ja noch ein abnehmer.

da waren die sanddornbeeren schon ein groesserer erfolg. alex und ich waren harvesten. extrem anstrengend, weil stachelig und muehselig. halbe stunde pfluecken, dann beeren kochen bis zum aufplatzen, dann durch ein sieb quetschen und den sud mit gelierzucker aufkochen. dann in ein heiss ausgespueltes glas fuellen und verschliessen. et voila. die verkoestigung heben wir uns fuer spaeter auf.

gerade waren wir mit den raedern am westlichsten zipfel juists. die sogenannte bill. traumhaft. ich wuenschte ich koennte immer mit meinen freunden im urlaub sein…

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