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Elitepartner – der trockene Akademiker mit Niveau

September 5th, 2011|6 comments

Julian Krohn (dessen Namen ich verwenden wollte, um meinen Google-Search-Traffic zu erhöhen) ist mein bester Freund und der Meinung, dass ich mich bei Elitepartner angemeldet habe, um ernsthaft einen Mann zu finden. Dies stimmt so nicht. Vielmehr bin ich auf der Suche nach Stoff für meinen Blog. Und etwas neugierig. Erwartungen im Liebesbereich sind non-existent. Schon vorab – ich habe mich prächtig amüsiert. Die Geschichte meiner Singlebörsen-Karriere geht so:

Ich rufe die Seite www.elitepartner.de auf und bleibe erst mal bei der Passwortvergabe hängen, weil nirgends steht, dass man neben acht Buchstaben auch noch zwei Ziffern verwenden muss. Ich breche Projekt “Doktor für Müller“ erstmalig fast ab. (Das auch zum Thema Niveau.) Egal. Die Aussicht auf eine Liste mit Tausend zu mir passenden, willigen Typen in meiner Nähe lässt mich diese Hürde meistern.


Nach der Anmeldung geht’s gleich zum Persönlichkeitstest. Mein erstes “Wissenschaftliches Matching”. Aufregend!

 

Fängt mit Haarfarbe und Figur an. Ich finde mich schlank und brünett. Easy.

“Bitte schätzen sie nun ein, wie andere ihre äußere Erscheinung beurteilen. Auf andere Menschen wirke ich wahrscheinlich a) äußerst attraktiv, b) sehr attraktiv, c) attraktiv, d) sehr sympathisch oder e) dazu möchte ich lieber nichts sagen”.
Ich bin überfordert. Meinen die nüchtern oder betrunken? Ich gebe mir vorsichtshalber nur Bestnoten. Ist ja eh Geschmackssache.
Weiter im Text.

Bevorzugte Freizeitaktivitäten: Ausgehen, Freunde treffen, Internet, Hobby nachgehen.
Hobbies: Fotografie, Musik, Reisen, Schreiben.
Lieblings-Sportarten: Kein Interesse. Normal.

Dann wird es etwas tiefer. Die Fragen werden nahezu unerträglich unangenehm. Ich kriege Angst, dass meine Antworten mit meiner IP-Adresse zu etwas verschmelzen, das später unter meinem echten Namen bei Google gehandelt wird. Egal. Liebe wird aus Mut gemacht.

Am spannendsten ist die Sektion, in der ich mir drei Fragen mit je 120 Zeichen frei ausdenken soll, die ich potenziellen Potenten schicken kann. Diese dürfen aber nur mit “Ja“, “Nein“, “Vielleicht“ oder “Halts Maul, Psycho“ antworten. Gehobene Kommunikation wird sonst nur mit dem Paid Account geliefert. Okay. Verstanden. Was frag ich bloß? Ach, ich weiß.

Frage 1: Sind Clipper die besseren Nagelscheren?
Frage 2: Findest du Füße auch so grausam?
Frage 3: Bock?

Vielleicht etwas zu fußfixiert?
Der Gedanke, jemals jemandem diese limitierten Fragen unter einem Chiffre und verpixelten Bild schicken zu dürfen, lässt mein Herz schon jetzt höher schlagen.

Nach zwanzig Minuten bin ich durch mit dem Test. Die Auswertung meiner Persönlichkeit liegt vor –  in Form einer Liste von Männern.

Es gibt sogar jemanden, der 99% mit meinen Gefühlen kompatibel ist. Wahnsinn! Den muss ich dringend das mit dem Nagelclipper fragen. Er ist 40 Jahre alt, beschreibt sich selbst als unkompliziert, offen und ehrlich und kommt aus Niedersachsen. Leider ist sein Bild zur Unendlichkeit entstellt. Zugang zur tatsächlichen Version nur mit Pro-Account. Gott sei Dank kann man als oberflächlicher Mensch auch durch den Filter  sofort erkennen, dass der wahrscheinlich eh zu niveauvoll ist.

Nehmen wir vielleicht doch lieber einen der anderen. Ein Bild blendet mich von weiter unten. Schwarz-Weiß-Portrait, blonde Haare, sympathisches Lächeln. Ja, mit dem will ich Kinder. 95% Übereinstimmung reichen mir. Ich klicke ihn an. Lehrer. 38. Kann er ja nichts dafür.
Dann fällt mir auf, dass der Typ unter ihm das selbe Bild hat. Oder ist das der gleiche Mann? Ach nein, das ist das Default-Bild. Die haben gar keine hochgeladen. Mist. Reingefallen. Enttäuschung!

Erneut frage ich mich, ob ich für die kultivierten Singles mit festen Absichten und Niveau vielleicht zu doof bin. Aber in Zeiten von „Billich – will ich“ ist Niveau doch Auslegungssache oder?
Und ich persönlich finde mich niveauvoll. Manchmal sogar auf hohem Niveau voll. Das ist ja auch irgendwie ein Talent.

Schnell finde ich heraus, dass ich weder Fotos angucken kann, noch Emails lesen oder beantworten darf. Lame.

Ich bin beschränkt auf diese drei unsinnigen Fragen und die vier Antwortoptionen.

Eine Konversation mit dem Ersten, der mir schreibt, läuft dann in etwa so ab:

Er: Bist Du an einer “echten” Beziehung interessiert?
Ich: Ja.

Ich: Findest du Füße auch so grausam?
Er: Nein

Er: Wäre die Enfernung zwischen uns für Dich ein Problem?
Ich: Vielleicht.

Ich: Bock?
Er: Ja.

Er: Wollen wir uns auf einen Rotwein am Strand treffen? (Am Strand? In Sachsen? Hä?)
Ich: Nein. 

Ich: Sind Clipper die besseren Nagelscheren?
Er: Geh weg, Psycho! 

Vielversprechend. Auf zum Nächsten.

 

Nach fünf Tagen als nicht-zahlendes Mitglied häufen sich in meinem Posteingang Anfragen von Männern von Bayern bis nach Schleswig-Holstein. Keinen davon kann man sehen. Das Geschriebene reicht mir aber auch schon.

Geschäftsführer, 39, aus Hessen (Verfolgt ein Ziel ehrgeizig, bis er es erreicht hat.)

Geschäftsführer eines deutschlandweiten Gesundheitsunternehmens, 31, Brandenburg (Hat es bisher geschafft alle seine Träume zu erfüllen und dadurch ein sehr glückliches Leben zu führen.)

Außenrequisiteur, 31, Berlin (Hat viel Spaß und Lebensfreude inne. Nimmt dabei gerne kleine Details aus seiner Umwelt wahr.)

Softwareentwickler, 31, Köln (Ein liebevoller, ehrlicher und humorvoller Typ.)

Bürokaufmann, 30, Berlin (Versucht immer gute Laune an den Tag zu legen :))

Chefredakteur, 41, Stuttgart (Ist voller Kreativität und Leidenschaft gespannt auf das Leben.) Thomas Venker, bist du’s?

Prüfstandsingenieur, 25, Sachsen (Es gibt nichts Besonderes an ihm, aber die Summe seiner Eigenschaften macht ihn zu etwas Besonderem.)

 

Sehr zu empfehlen sind übrigens die Erfolgsgeschichten.
Ich melde mich mal wieder ab. Sich im Club zu betrinken ist dann vielleicht doch die bessere Alternative.

Insider-Tip: Unter-30Jährige kriegen 50% Rabatt. Na dann proscht.

Tüdelü.

 


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6 Comments

  1. I Love it mom hahaha

    • Jule Müller (Author)

      Danke, mein Sohn! Schön, dass du dich amüsiert hast.

  2. Stefan

    Haha @ Chefredakteursjoke

    • Jule Müller (Author)

      Den konnte ich mir nicht verkneifen.

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