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Die neue Sweat Captor Technologie im Stresstest.

August 9th, 2011|9 comments

Der ultimative 96-Stunden-Test (wie vorher schon groß angekündigt) ist vorbei. Eins schon vorweg: die Ultra-Feuchtigkeitsbekämpfende Formel für einen langanhaltenden Dry-Effect hat nicht ganz so galant performt, wie angekündigt. Aber rechnen wie chronologisch ab.

Es ist Samstag, ich stehe bei Rossmann in der Bergmannstraße. Das Männerdeoregal ist reich gefüllt. Dicht an dich drängen sich die Kandidaten mit 24, 48, 72 und 96h-Rundumschutz.

96h Invincible Man von L’Oréal ist mit 2,35€ leicht über dem Preispunkt der anderen Produkte aus derselben Reihe. Aber wenn man mal genau nachrechnet, liefert es auch so viele Stunden mehr Non-Stop Antitranspiranz – ist ja klar, was ich haben möchte.

Zu Hause dusche ich, um eine neutrale Ausgangslage zu schaffen. Achselstoppel bleiben stehen – wir haben es ja schließlich mit einem Männerprodukt zu tun. Beim Auftragen fühlt es sich an wie … Deo: kühl, frisch, feucht.
Es riecht nicht schlecht, nach Mann eben. Etwa so, wie billige unisex-Duschgels. Ich kann damit leben.
Vorsichtshalber sprühe ich etwas mehr, soll ja auch vier Tage halten. Auf der Verpackung finde ich übrigens keinerlei Hinweise auf Duschverhalten oder  Sprühfrequenz. Man(n) könnte meinen, es handele sich um ein ganz normales Deo. Wenn da diese 96 nicht wäre… Die doch sehr genaue Stundenangabe MUSS  darauf hinweisen, dass in diesem Zeitraum Schweiß und Gerüche ausgeschaltet werden. Das Febreze für die Achseln.

Und McDreamy macht es schließlich vor: Ich kann rein theoretisch vier Tage in einem Rennwagen mit Raketenantrieb durch die Wüste fahren und noch riechen wie frisch aus dem Duty-Free-Shop.

Ich bin zuversichtlich und gehe am Samstag Abend in eine Bar. Ich rieche nach Mann, fällt aber niemandem auf. Als ich nachts nach Hause komme und selbst als ich morgens aufwache, rieche wie ein frisch geduschter Typ. Ich bin zufrieden. Es sind 18 Stunden vergangen. Der ultra-lange Komfortschutz hält.

Den Sonntag verbringe ich zu Hause und schreibe. Ich bewege mich nicht viel, es ist nicht heiß draußen, ich trage kein Polyester, ich schwitze nicht wirklich.
Abends treffe ich einen Freund auf ein Sektchen. Er rümpft nicht die Nase, kommt meinen Achselhöhlen aber auch nicht wirklich gefährlich nah. Ich gehe davon aus, dass ich noch vollkommen in Ordnung rieche.
Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle noch erwähnt, dass ich zwar auf ein Leben am Limit stehe, vom Bauchnabel abwärts und auf dem Kopf aber während des Experiments geduscht habe. Kein Tropfen Wasser berührte mich hingegen zwischen Gürtellinie und Halsansatz. Schwöre.

Am Montag gehe ich ohne Bedenken zur Arbeit und niemand im Büro beschwert sich. Ich fühle mich selbstsicher und stark. Schließlich bin ich gerade dabei die Naturgesetze außer Kraft zu setzen. Und keiner merkt etwas. Der Plan geht auf. Und das ganz ohne Alkohol.

Der Geruchs-Check am Dienstag Morgen verrät: Das allgegenwärtige Männer-Odeur ist zwar noch anzutreffen, von wohlriechend kann aber langsam nicht mehr die Rede sein. Ich baue rapide ab. Trotz Warnsignalen fahre ich ins Büro und verharre.
Am Abend bin ich verabredet. Es sind exakt 72 Stunden vergangen, seitdem ich das Wunderdeo aufgetragen habe. Beim Anziehen rieche ich so an mir herunter. Und da rieche ich es. Mich. Schweiß. Schreck!
Einen Moment überlege ich, weiter auf den Schienen der Ignoranz zu fahren, aber ich bringe es nicht übers Herz. Auch wichtige Experimente stoßen irgendwann an die Grenzen des Machbaren. Ich muss Leute treffen, was sollen die denn von mir denken?
Panisch springe ich unter die Dusche. Mit dem ganzen Körper. Dann lege ich mein eigenes Deodorant auf. Ich gucke auf die Verpackung. 48 Stunden. Was mir am Anfang dieses Tests im Schatten des 96h-Stars noch total lächerlich erschien, versprühe ich nun mit dem Wissen, dass es mehr als ausreichen sollte.

Fazit: Auch wenn das 96h-Deo der Hoffnungsträger für viele beschäftigte (lies: faule) Menschen sein dürfte, ich habe den Hochstapler als etwas entlarvt, das es nun mal ist – ein stinknormales Deo mit irreführendem Namen.
Ich freue mich auf den Release und Stresstest des neuen 108h-Deos. Bis dahin. Ich geh mal duschen.

Quellenangaben:
http://de.wikiquote.org/wiki/Schwei%C3%9F

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9 Comments

  1. So langsam wird mir einiges beschaulich deutlich. Ich vergreife bestehend, bestehe begreifend, wälze mich im Dreck der nonkonformistischen Präsenzkultur. Wer nicht laut schreit, hat besseres zu tun.
    Hach, die Tage im wälzen, der Kosmos im Hobel. Ein Flucht.

  2. Wälzen wird aber groß geschrieben. Wieder mal klein gedacht.

  3. Who the Deo is Brinkerman?

  4. Jule Müller (Author)

    STEVE!!!1

  5. Es begab sich zu einer Zeit, da war ich Unterwohner einer Vermietung im Lullerland der breiten Möglichkeiten. Da traf ich Brinkerman, Deine Mutter und Alica Poops.
    Nun fort und henz an weng de Secco, es gilt zu sein, zu riechen und im Siechen, ganz der Max der des Moritz ist.
    Fakt: Es gibt nur ein Sein, sowohl vor als auch nach dem Deotod.

  6. Jule Müller (Author)

    Getreu dem Motto: Ich stinke, also bin ich.

  7. Verdammt!

  8. Wir sitzen im Bach der unendlichen Verbrechen. Da stolpert ein Zwerg im Dickicht hervor. Sein Ruf erfüllt Tage, sein Geruch erfüllt die Ewigkeit.
    Wäre ich nur bei Mutter geblieben.

  9. Transparency and transpiration 4 eva 2 getha

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