16:13h- Ich gucke das We Are Family Spezial „Wenn Eltern schlagen statt erziehen“ zum Thema ADHS bei Kleinkindern. Ich kenne die Problematik ja noch von meinem Exfreund. Der hatte das auch und da half auch nur reinschlagen. Ich hätte wohl genauere Zeitabläufe mit einem bewährten Punktesystem einführen müssen. Einen Smiley gibt’s, wenn du nach dem Mittagessen fein deine Hausaufgaben machst. Ich hätte so vieles retten können. Dank des Pro7-Psychologen weiß ich nun auch: „Trotz aller Streitigkeiten sollten sie nie vergessen, dass sie ihr Kind eigentlich lieben.“ Beim nächsten aufmerksamkeitsschwachen Freund mache ich alles besser, denke ich mir, bevor ich etwas Gemüsesuppe von gestern aufwärme und die Kinder im Fernsehen ob ihrer Eltern weiter bemitleide.
17:19- Und wie style ich mich eigentlich total billig für die Fashion Week ohne peinlich auszusehen? Taff weiß die Antwort. Das Problem habe ich Gott sei Dank dieses Jahr nicht. Im Krankenbett werden modische Faux-Pas ja zumeist toleriert, weil nicht gesehen. Ich trage jetzt schon seit 4 Tagen sehr erfolgreich Jogginghose, Kapuzenpulli und fettige Haare. Wenn ich mir vorstelle, dass alle meine Freunde Zähne putzen, sich stylen und dann zusammen bei rhythmischer Musik zwischen hübschen Menschen Sekt trinken müssen, bin ich doch froh, dass ich mich meiner natürlichen Hässlichkeit und den ungebändigten Kopfschmerzen in Ruhe hingeben kann.
Das Fazit eines Nachmittags auf Pro7: Mitleid, Wut, Scham, Hass.
„Wenn jemand arm ist, ist das keine Schande, nur möchte ich lieber nicht dazugehören.“
19:27h- Ich sitze mit Cat und ihrem Dad auf dem großen Ledersofa und gucke die zweite Halbzeit des Handball-Matches Deutschland Tunesien. Die beiden haben mich davor bewahrt vor lauter Schwäche die komplette Folge Simpsons auf lautlos anzustarren. Ich wusste gar nicht, dass Jean Pütz unsere Handball-Mannschaft trainiert. Die Frisur des Spielers Hens finde ich aufgrund der brutalen Mehrfarbigkeit und des psychedelischen Musters höchst bedenklich. Die Krämers trinken (wie sich das für echte Rheingauer gehört) Wein. Ich klemme unter meiner Decke und beobachte das Geschehen mit verstopfter Nase und einem schönen Gläschens des Gesöffs, das mir mein Arzt gegeben hat. Schmeckt mir nicht, aber darum geht’s ja im Leben nicht.
22:55h- So langsam habe ich echt alle Symptome durch ausser Dünnschiss. Ich hab keine Lust mehr.
Alle halbe Stunde eine Tablette nehmen? Das geht nicht. Ich WEISS, dass das nicht geht – ich habs probiert. Selbst 3 mal am Tag so ein Glas Zeug trinken und 3 mal so einen Brummer lutschen finde ich schwierig. So ein Terminstress immer wenn man krank ist. Wahrscheinlich ist das inzwischen kein Virus mehr, sondern Burn-Out vom (pflanzlichen) Medikamentier-Wahn. Und ein schönes Rindersteak solle ich mir mal braten lassen. Da bin ich beim Arzt empört aufgestanden und gegangen (nachdem ich noch meine Atemwege habe checken und mir ne Krankschreibung geben lassen und weil wir eh zufällig fertig waren). Und dann immer dieses Trinken! Anni hat mich auf dem heimischen Sofa regelrecht gezwungen über den Tag verteilt mehrere Tassen Tee zu trinken. Da bleibt ja kaum Zeit zum auskurieren.
23:47h- Mein Handy klingelt und Julian ist dran. Ich freue mich, dass er wohl nach einer Woche auch endlich gemerkt hat, dass ich verängstigt und alleine sterben muss. Und dann sagt er: „Jule- Alex und ich müssen mal dringend deine Brüste sehen. Hast du Skype?“
quatsch nicht und schick uns ein bild deines unbekleideten torsos!
du bist immer so pushy…