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Köln. Ein Erfahrungsbericht.

Juni 29th, 2010|0 Comments

Köln kannte ich aus meiner längst vergangenen Jugend. Damals drehte sich alles um Couchsurfing, Emokonzerte und Schnaps. Heutzutage sind dann ja Gott sei Dank ganz andere Dinge wichtig: kostenfreie Logis, Musikkonsum und Spirituosen. Phew. Endlich erwachsen.

 

In Köln darf man nur wohnen, wenn man Eltern aus Trier hat und eine viele Tattoos. Außerdem ist es okay, so auszusehen wie ein Skater. Oder Surfer. Oder New Raver. Das finde ich sehr liberal. Köln ist seiner Zeit schon wieder zehn Jahre voraus. Als Kölner läuft man überall hin und nimmt nur zur Not Trams, die dann von Geisterhand während der Fahrt zu U-Bahnen umfunktioniert werden. Abends stellt man sich im Flutlicht an öffentliche runde Plätze, um Bier zu trinken, während die Stadtreinigung einem zwischen den Beinen rumputzt – ein Büdchen (Späti) in der Nähe ist dabei sehr praktisch.

Umgeben ist Köln von einem Ring, auf dem man nur schreckliche Bars und Junggesellenabschiedsparties findet. Hierbei ist es modern, Mottoshirts, rosa Tütüs und natürlich einen Bauchladen mit Kondomen zu tragen. Wenn man sich zwei Meter von diesem magischen Ring entfernt, findet man Bars und Clubs, in die man gehen darf. Allerdings ohne Kamera. Fotografieren ist in Köln verboten und wird konsequent durch Ausschluss von den Feierlichkeiten bestraft. Vielleicht sind deswegen auch alle Clubs offiziell bis zum Zerbersten gefüllt, eigentlich aber doch noch halb leer.

Wenn Deutschland im Fußball gewinnt, ist in Köln die Hölle los. Dann holen alle ihre Autos und fahren immer wieder um den Ring herum – in Schlangenlinien und mit ihren Fahnen aus den Dächern hängend. Kölner wirken hierbei allerdings leicht grenzwertig. Es ist Vorsicht geboten. Wenn Kölner und Berliner zusammen eine Flasche Schnaps finden, dann freuen sich beide Parteien gleichermaßen. Es hilft also für die Völkerverständigung, immer einen Liter dreifach gefilterten Wodka mit sich zu führen. In Köln wird alles von Redbull gesponsort und es gibt eine richtige und eine falsche Seite vom Fluss. Viele Menschen sind vom anderen Ufer.

Kölner sind Frohnaturen und können gut Witze erzählen, die man aber längst wieder vergessen hat. Nach einer durchfeierten Nacht sagt der Kölner “Ich bin voll AM Arsch.” und meint damit eigentlich “Ich bin voll IM Arsch.” Außerdem haben Kölner manchmal Probleme mit der Betonung von Silben. Deswegen sagen sie auch PollerWIEsen und KOMpakt.

Wenn man vier Tage in Köln war, braucht man eine Entschlackungskur und dazu ein bequemes Bett, in dem man noch mal sechs Tage schlafen kann. Immer zweimal mehr wie du.

 

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